Der deutsche Stromgroßhandelsmarkt ist in zwei unterschiedliche Bereiche zu unterteilen. Der Großteil des gehandelten Volumens wird am bilateralen OTC-Markt gehandelt. Der zweite, umsatzschwächere Handelsmarktplatz, ist die Strombörse EEX in Leipzig.
Die Marktplätze bieten den Marktteilnehmen unterschiedliche Vorteile und existieren nebeneinander.
Ein Vorteil des Handels an der Börse liegt in der Zentralisierungsfunktion des Handelsgeschehens an einen Ort. Außerdem ist durch eine große Anzahl an Marktteilnehmern die Liquidität gewährleistet. Zusätzlich ist die Preisentstehung des Börsenpreises für jeden Marktteilnehmer nachvollziehbar.
Im OTC-Markt müssen die Marktteilnehmer auf diese Vorteile verzichten. Vorteil des OTC-Markts ist jedoch, dass der bilaterale Handel im Gegensatz zum Börsenhandel weniger reguliert ist. Hierdurch können die Marktteilnehmer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Verträge aushandeln.
Bilateraler Handel und Börsenhandel
OTC-Markt - Bilateraler Handel
OTC-Markt
Als „Over-The-Counter“-Markt wird der Handel außerhalb der Strombörse bezeichnet. Hierbei handeln die jeweiligen Marktteilnehmer direkt oder über einen Broker als Vermittler, weitestgehend individuelle und nicht-standardisierte Produkte aus.
Terminmarkt - Börsenhandel
Die Strombörse bietet die Möglichkeiten Strom langfristig am Terminmarkt oder kurzfristig am Spot- und Intradaymarkt zu handeln.
Die Handelsplatzform für den Terminmarkt bietet die EEX. Der Terminmarkt ermöglicht es Erzeugern bzw. dem Verbrauchern die Strompreise langfristig, für bis zu sechs Jahre in die Zukunft, gegen zukünftige Preisänderungsrisiken zu sichern. Hierfür werden Strom-Futures bzw. Optionen auf Strom-Futures für standardisierte Monats-, Quartals- oder Jahreskontrakte angeboten.
Spotmarkt - Börsenhandel
Die Strombörse bietet die Möglichkeiten Strom langfristig am Terminmarkt oder kurzfristig am Spot- und Intradaymarkt zu handeln. Kurzfristige Handelsgeschäfte finden über die EPEXSpot und deren Spot- und Intradaymarkt statt.
Beim Spotmarkthandel werden bis zu einem festgelegten Zeitpunkt Strommengen für die Belieferung des Folgetags gehandelt. Hierfür werden alle Kauf- und Verkaufsangebote anonym gesammelt. Anschließend wird von der EPEXSpot der einheitliche Marktpreis für die verschiedenen Stundenkontrakte bzw. Viertelstundenkontrakte ermittelt.
Marktplätze des Spotmarkts sind die Day-Ahead-Auktion sowie die Intraday-Auktion. Die Day-Ahead-Auktion ist der Marktplatz mit dem höchsten Handelsvolumen sowie den meisten registrierten Marktteilnehmern an der EPEXSpot. Das bieten auf die jeweiligen Stunden bzw. die vordefinierten Blockgebote, wie beispielsweise dem Baseload des Belieferungstags, ist ab 45 Tage vor Lieferdatum bis 12:00 Uhr des Liefervortags möglich. Die Preise für die jeweiligen Stundenkontrakte müssen zwischen -500€/MWh und 3000€/MWh liegen.
Im Gegensatz zur Day-Ahead-Auktion, an welcher nur ganze Stundenkontrakte gehandelt werden können, bietet die Intraday-Auktion einen viertelstundengenauen Handel von Strommengen. Der Markt der Intraday-Auktion wurde im Jahr 2014 eröffnet und ermöglicht den Handel von kürzeren Zeitintervallen. Besonderen Vorteil bietet die Intraday-Auktion Marktteilnehmern, welche Solarrampen bzw. An- und Abfahrtsrampen von Kraftwerken ausbalancieren müssen.
Das bieten auf die Viertelstunden des Liefertags ist analog zur Day-Ahead-Auktion ab 45 Tage vor Lieferdatum möglich. Anders als bei der Day-Ahead-Auktion ist die Gebotsabgabe allerdings bis 15:00 Uhr des Liefervortags möglich. Die Preise für die jeweiligen Viertelstundenkontrakte müssen hierbei zwischen -3000€/MWh und 3000€/MWh liegen. Dadurch, dass an der Intraday-Auktion der Day-Ahead-Auktion nachgeschaltet ist und die Gebotsabgabe kurzfristiger vor Lieferzeitpunkt abgegeben werden kann, können sich die Strompreise teils stark von denen der Day-Ahead-Auktion abweichen.
Intradaymarkt - Börsenhandel
Die Strombörse bietet die Möglichkeiten Strom langfristig am Terminmarkt oder kurzfristig am Spot- und Intradaymarkt zu handeln. Der Intradaymarkt besteht aus dem kontinuierlichen viertelstündlichen und stündlichen Intraday-Handel. Der Intraday-Handel dient zum kurzfristen Handel von Überschuss bzw. Fehlmengen, welche beispielsweise durch Prognosefehler von Wind- und Photovoltaikanlagen oder Kraftwerksausfällen entstehen können. Der Unterschied zum Spotmarkt ist, dass es beim kontinuierlichen Intraday-Handel nicht nur einen einzigen einheitlichen Preis für einen Stunden- bzw. Viertelstundenkontrakt gibt, sondern beliebig viele. Stellt ein Marktteilnehmer ein Kaufgebot (d.h. Zeitpunkt, benötigte Menge und maximaler Preis je MWh) auf der Handelsplattform der EPEXSpot ein und es gibt bereits ein Verkaufsgebot, welches zu dem Kaufgebot passt, kommt der Handel direkt zu Stande.
Das Handeln von Stundenkontrakten ist ab 15:00 Uhr des Vortags und das Handeln von Viertelstundenkontrakten ab 16:00 Uhr des Vortags kontinuierlich bis 30 Minuten vor Belieferung des Kontrakts möglich. Die Preise für eine Megawattstunde beträgt -9999€ bis 9999€.