Mit einem dynamischen Stromtarif ist ein Strombelieferungsvertrag gemeint, bei welchem nicht wie üblich ein statischer Preis für jede verbrauchte kWh zwischen Stromkunde und Energieversorger vertraglich festgehalten wird. Ein dynamischer Stromtarif gibt zeitliche Strompreisschwankungen an den Stromkunden weiter. D.h. der Strom ist bei dynamischen Stromtarifen, anders als bei konventionellen Stromtarifen, nicht zu jedem Zeitpunkt gleich viel wert. Hierbei ist zu beachten, dass letztendlich der Energieversorger festlegt, wie die Strompreise zusammengesetzt sind, welche an den Stromkunden weiter gegeben werden. Der Strompreis kann beispielsweise an den Börsenstrompreis angelehnt sein. Andere Preissignale, wie beispielsweise zum Ausgleich des Bilanzkreises und somit zur Vermeidung von Ausgleichenergie, sind aber auch denkbar.
Die folgende Abbildung zeigt eine Prinzip-Darstellung eines dynamischen Stromtarifs.
Da ein dynamischer Stromtarif nicht den einen Strompreis bietet, sondern der Strompreis je nach Belieferungszeitpunkt und Zeitpunkt des Stromeinkaufs stark variieren kann, müssen die Strompreissignale vollautomatisch zwischen Energieversorger und Stromkunden kommuniziert werden.
Je nach Unternehmen und Charakteristik der jeweiligen flexiblen Prozesse, bestehen mehrere Möglichkeiten zur technischen Umsetzung eines dynamischen Stromtarifs. Handelt es sich um einen nicht kritischen Prozess, welcher vollautomatisch angesteuert werden kann, besteht beispielsweise die Möglichkeit, den Prozess direkt den Energieversorger steuern zu lassen. Hierfür ist eine direkte Kommunikationsanbindung zwischen Prozess und Energieversorger zu erstellen.
Beispiel hierfür ist ein Härte-Prozess, welcher einmal am Tag stattfindet. Nachdem die Mitarbeiter den Härteofen befüllt haben, und der Prozess gestartet werden darf, betätigen sie einen Freigabetaster. Im Anschluss übernimmt das Energieunternehmen die Steuerung des Prozesses und minimiert anhand der Strompreissignale und der zuvor festgelegten Restriktionen die Strombezugskosten. Hierbei ist zu beachten, dass das Industrieunternehmen die Signale des Energieversorgers jederzeit überstimmen kann.
Eine weitere Möglichkeit ist, nur die Strompreissignale und lediglich einen Fahrplan-Vorschlag für die flexiblen Prozesse vom Energieversorger zu erhalten. Die Strompreissignale können im Anschluss als weiterer Parameter neben Auftragslage, verfügbare Mitarbeiter und sonstige Einflussfaktoren in die Produktionsplanung des Unternehmens mit einfließen.
Zusammengefasst bietet ein dynamischer Stromtarif Industrieunternehmen die Möglichkeit, ihre Strombezugskosten unter Einsatz bisher ungenutzter Flexibilität aktiv zu senken. Hierfür ist allerdings teilweise ein Umdenken erforderlich. Viele Prozessabläufe sind historisch entstanden und wurden aufgrund der fehlenden Anreize nie hinsichtlich ihres Flexibilitätspotentials überdacht.
Zur erfolgreichen Umsetzung eines dynamischen Stromtarifs innerhalb eines Unternehmens ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Energieversorger und Stromkunde unvermeidbar. Hierbei ist der Energieversorger allerdings nicht mehr wie üblich als reiner Stromlieferant, sondern als Energiedienstleister anzusehen.
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