NRW-Minister Wüst: „Verkehrsinnovation europäischen Ranges“
Ob in Barmen, Oberbarmen, Heckinghausen, Ronsdorf, Langerfeld oder auch Uellendahl-Katernberg, ab jetzt gehören die neuen Wasserstoffbusse der WSW zum Stadtbild. Am Samstag (20.6.) beginnt der Linienverkehr der aktuell zehn Fahrzeuge umfassenden Busflotte.
Rein optisch unterscheiden sich die 12 Meter langen WSW-blauen Solobusse kaum von ihren dieselbefeuerten Kollegen. Der zentrale Unterschied kommt aus dem Auspuff, der Wasserstoffbus produziert weder Stickoxid noch CO2. Die Busse stoßen stattdessen reinen Wasserdampf aus. Im Bus wird der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Der Strom treibt den Elektromotor an, der satte 285 PS auf die Straße bringt. Wie bei allen Elektrofahrzeugen steht das volle Drehmoment sofort zur Verfügung.
Das macht sich insbesondere auf den Bergstrecken in Barmen, Heckinghausen oder hoch nach Ronsdorf bemerkbar. Während der nicht vorhandene Schadstoffausstoß Fußgänger und die Umwelt freut, sticht für Fahrgäste und Anwohner der Strecken eine zweite Eigenschaft der Wasserstoffbusse positiv heraus: Die Busse haben kein Motorengeräusch, sie sind auch bei laufendem Motor an der Haltestelle fast lautlos, auf der Strecke hört man nur die Rollgeräusche.
Müll macht mobil
Der eigentliche Clou der Wasserstoffmobilität bei den WSW ist jedoch das sogenannte Wuppertaler Modell. Weltweit einmalig wird unter dem Dach der Wuppertaler Stadtwerke nicht nur der ÖPNV, hier die Busse, mit Wasserstoff betrieben, sondern auch der Treibstoff produziert. Das erledigt die Abfallwirtschaftsgesellschaft AWG am Standort des Müllheizkraftwerks Korzert in Cronenberg. Im Schatten des Kraftwerks wurde seit dem Winter ein Elektrolyseur inklusive Wasserstofftankstelle errichtet. Bei der Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet. Manche mögen sich an ihren Chemieunterricht erinnern, es ist der berühmte Knallgasversuch. Die Energie zur Aufspaltung des Wassers kommt aus dem Strom, der bei der Müllverbrennung erzeugt wird.
Für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist das Wuppertaler Modell daher auch mehr als nur eine kluge lokale Lösung. Wüst bewertet das Projekt von WSW und AWG als Innovation, „die Kreislaufwirtschaft neu und weiterdenkt.“ Der Verkehrsmister: „Im Jahr 120 nach Inbetriebnahme der Schwebebahn bringt Wuppertal erneut eine Verkehrsinnovation europäischen Ranges auf die Strecke.“
Da es noch keine Serienfertigung von Wasserstoffbussen, Elektrolyseuren oder Wasserstoff-Tankstellen gibt, wurde das Projekt umfangreich gefördert. Mit insgesamt 6,5 Millionen Euro haben die Europäische Union, der Bund, das Land NRW und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr das Projekt unterstützt. Die Gesamtkosten für das Wasserstoffprojekt betragen 12 Millionen Euro. Im kommenden Jahr wird die Wasserstoffbusflotte der WSW mobil auf 20 Fahrzeuge erweitert.
Die Wasserstoffbusse des belgischen Herstellers Van Hool bieten Platz für 75 Fahrgäste. Die 12 Meter langen Fahrzeuge wiegen 14 Tonnen. Sie sind mit einer 85-Kilowatt-Brennstoffzelle und einer Lithium-Titanat-Oxyd-Batterie ausgerüstet. Die maximale Wechselleistung beträgt 210 Kilowatt. Ein Bus kostet rund 650.000 Euro und damit fast dreimal so viel wie ein herkömmlicher Dieselbus.
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